Uerdingen im Europapokal 1985/86

Durch den Sieg im DFB-Pokal 1985 war der FC „Bayer“ 05 Uerdingen zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert.

Neben den späteren Gegnern des FCB Galatasaray Istanbul, Dynamo Dresden und Atletico Madrid waren auch Mannschaften wie Celtic Glasgow, AS Monaco oder Roter Stern Belgrad im Lostopf.
In der ersten Runde mussten die Uerdinger zunächst nach Malta zum dortigen Pokalsieger FC Zurrieq reisen.

Die Uerdinger Elf beim ersten Europapokalspiel der Vereinsgeschichte auf Malta (Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1985)

Die Uerdinger Elf beim ersten Europapokalspiel der Vereinsgeschichte auf Malta
(Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1985)

Das Hinspiel wurde sicher im maltesischen Nationalstadion mit 3:0 gewonnen (Tore: 2x Friedhelm Funkel und Larus Gudmundsson), so dass man sich vor dem Rückspiel am 2. Oktober 1985 in Krefeld Gedanken über den nächsten Gegner machte. Das erste Europapokalspiel in Krefeld geriet zum Schützenfest: Mit 9:0 deklassierte der FCB die Malteser und zog sicher in die 2. Runde ein (Torefolge: Rudi Bommer, Friedhelm Funkel, Franz Raschid, Rudi Bommer, Peter Loontiens, Franz Raschid, Thomas Puszamszies, Horst Feilzer, Peter Loontiens).

Die rot-gelbe Invasion in Krefeld

In der zweiten Runde kam dann ein wesentlich attraktiverer – und damit gleichzeitig auch schwererer Gegner – in die Grotenburg: Galatasaray Istanbul. Das Hinspiel in Krefeld am 23. Oktober 1985 (eingestuft als Spiel der UEFA-Sicherheitskategorie A) geriet zu einem türkischen Volksfest. Fast 20.000 Fans im mit 27.000 Zuschauern rappelvollen Stadion waren auf der Seite des mehrmaligen türkischen Meisters Doch die Uerdinger ließen sich nicht durch die rot-gelbe Wand beirren und siegten mit 2:0 gegen die vom ehemaligen Bundestrainer Jupp Derwall trainierten Mannen vom Bosporus (Tore: Wolfgang Schäfer, Rudi Bommer). Im Rückspiel genügte den blau-roten ein 1:1 (Freistoßtor durch Matthes Herget), um ins Viertelfinale einzuziehen.

Galasataray-Fans in der Westkurve der Grotenburg Krefeld (Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1985)

Galatasaray-Fans in der Westkurve der Grotenburg Krefeld
(Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1985)

Spielszene aus dem Achtelfinalhinspiel. Am Ball Wolfgang Funkel (Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1985)

Spielszene aus dem Achtelfinalhinspiel. Am Ball Wolfgang Funkel
(Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1985)

Das "Jahrhundertspiel"

Dort kam es dann zum später legendären deutsch-deutschen Duell mit dem Pokalsieger aus der DDR – Dynamo Dresden. In den Reihen der Dresdener von Trainer Klaus Sammer standen Spieler wie Matthias Sammer, Ulf Kirsten, Dixi Dörner, Ralf Minge oder Frank Lippmann. Das Hinspiel in Dresden (40.000 Zuschauer, darunter ca. 300 Schlachtenbummler aus Uerdingen) ging mit 2:0 an die Elbstädter, so dass es für das Rückspiel recht eng wurde. Aufgrund des Hinspielergebnisses und der Tatsache, dass das Spiel live im Fernsehen übertragen wurde (dies war die erste Live-Übertragung aus der Grotenburg), waren es nur ca. 22.000 Zuschauer, die an jenem legenderen 19. März 1986 in der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn das Rückspiel verfolgten.

Schon in der ersten Spielminute ging Dresden mir 1:0 in Führung (Torschütze: Ralf Minge), doch obwohl Wolfgang Funkel in der 11. Minute den Ausgleich per Kopf nach einem Eckball erzielte sah es recht schlecht um den FCB aus. Denn bis zur Halbzeit erhöhten die schwarz-gelben auf 3:1 (Tore durch Frank Lippmann und Rudi Bommer (Eigentor)). Kaum einer in der Grotenburg und vor dem Fernseher glaubte noch an das Weiterkommen der Uerdinger im Europapokal. Und auch der Fernsehreporter Rolf Kramer sagte zu diesem Zeitpunkt: „Die Sache ist gelaufen.“ Einige Zuschauer machten sich bereits auf den Heimweg. Doch sie verpassten in der zweiten Halbzeit einen wahrhaft unglaublichen Sturmlauf des FCB, der in die europäische Fußballgeschichte einging. In der 58. Minute verwandelte Wolfgang Funkel einen Foulelfmeter zum 2:3 Anschlusstreffer und innerhalb von nur 3 Minuten wandelten die Uerdinger in ihren legenderen blauen Trikots den Rückstand in eine Führung um (Eigentor durch Ralf Minge 63. Minute und Tor durch Wolfgang „de Kap“ Schäfer in der 65. Minute). „Da haben wir plötzlich gemerkt, daß wir noch nicht verloren waren“ sagte Trainer Kalli Feldkamp hinterher. Noch waren 25 Minuten zu spielen, um das Fußballwunder wahr werden zu lassen. „Während seine Mannschaftskollegen das Dynamo-Tor bestürmten, dirigierte Torwart Werner Vollack die Fans, gab den Takt für die Sprechchöre an. Zwölf Minuten vor dem Ende markierte Dietmar Klinger das 5:3, das Stadion tobte.“ – so hieß es später in einem der vielen Artikel über jenen denkwürdigen Abend (Quelle: Thomas Roth: Deutsche Teams im Europapokal. 1997 Copress Verlag).

Wolfgang Funkel markiert das 1:1 im “Jahrhundertspiel” Uerdingen gegen Dynamo Dresden. Links sein Bruder Friedhelm Funkel. (Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1986)

Wolfgang Funkel markiert das 1:1 im “Jahrhundertspiel” Uerdingen gegen Dynamo Dresden. Links sein Bruder Friedhelm Funkel.
(Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1986)

Spielszene aus der 2. Halbzeit des “Jahrhundertspiels” Uerdingen gegen Dynamo Dresden (Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1986)

Spielszene aus der 2. Halbzeit des “Jahrhundertspiels” Uerdingen gegen Dynamo Dresden
(Quelle: FC Bayer 05 Uerdingen 1986)


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